HERSBBUCK – Alkohol –
nein danke: Das Programm ”Klasse 2000” fördert ganz ohne erhobenem
Zeigefinger die Selbstständigkeit von Kindern und beugt so späterer
Sucht vor. Die Grundschule Hersbruck unterrichtet seit 1996 nach den
Maßgaben dieses Programms.
Sucht hat viele Gesichter und
meist eine lange Vorgeschichte. Menschen können abhängig von Nikotin,
Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen werden. Aber auch Spiel-
Kauf-, Ess-Sucht und neuerdings Handy- oder SMS-Sucht kommen hinzu.
Grundlagen hierfür werden bereits in der Kindheit gelegt, vorbeugende
Maßnahmen müssen deshalb möglichst früh beginnen. An den Grundschulen
Hersbrucks wird seit 1996 nach dem Programm ”Klasse 2000” zur
Gesundheitsförderung und Suchtvorbereitung unterrichtet. Das Programm
wurde 1991 im Institiut für präventive Pneumologie (Lungenheilkunde) im
Klinikum Nürnberg unter Mitarbeit von Lehrerinnen, Elternbeiräten,
Fachleuten für Ernährung, Soziologen und Ärzten entwickelt.
Hauptamtliche Mitarbeiter von
”Klasse 2000” betreuen Lehrer, Elternbeiräte und Gesundheitserzieher
und stellen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung. Im Schuljahr 2000/2001
nahmen bundesweit 95000 Kinder in 3800 Schulklassen an diesem Projekt
teil. Das Programm ist in den letzten Jahren mehrfach mit anerkannten
Preisen unter anderem durch die EU ausgezeichnet worden. ”Klasse 2000”
arbeitet nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Der Unterricht soll Freude
bereiten und frühzeitig Faktoren fördern, die der Gesundheit der Kinder
dient und dem Konsum von Suchtmitteln oder Suchtverhalten vorbeugt.
Übungen zur Körperwahrnehmung
sollen die positive Einstellung zur Gesundheit und den Wunsch fördern,
sich wohl zu fühlen und gesund zu le- ben. Eine Stärkung von
Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und sozialer Kompetenz soll einen
Beitrag dazu leisten, möglichen Suchtentwicklungen den Nährboden zu
entziehen.
Dem Gruppendruck widerstehen
Die Kinder sollen das
”Neinsagen” lernen und sich somit selbst in die Lage versetzen auch dem
Gruppendruck Gleichaltriger zu widerstehen. Neben diesen
persönlichkeitsbildenden Maßnahmen versucht ”Klasse 2000” zusätzlich ein
gemeinsames Engagement für eine gesundheitsfördernde Umwelt in der
Schule zu indizieren.
Das Programm setzt auf
Partnerschaft zwischen Schule, Eltern und Gesundbeitsförderern. Die
Eltern werden unter anderem durch die Projektzeitung ”Klarotext”,
Elternbriefe und Informationsabende eingebunden. Die Finanzierung
erfolgt durch Spenden in Form von Patenschaften für einzelne
Schulklassen. Die Teilnahme einer Klasse an diesem Projekt kostet 280
Euro pro Schuljahr.
Als Paten engagierten sich
zum Beispiel in Hersbruck: Sparkasse Nümberg, Raiffeisenbank Hersbruck,
Peter Gross von der Firma Creation-Gross, Alfred Buchelt (KWF),
Katholische Kirche, Pfarramt Hersbruck, Familie Dr. U. Deuchler,
Dorfgemeinschaft Altensittenbach, Bayerische Landesbausparkasse und der
Lions Club. Das Projekt wurde von der Klinik für Lungenerkrankungen
Nürnberg entwickelt und wird durch die Lions Clubs Deutschland
gefördert.
Anhand wissenschaftlicher
Untersuchungen konnte der Erfolg von „Klasse 2000” nachgewiesen werden:
Bis zur Hälfte weniger rauchende und Alkohol trinkende Kinder fanden
sich in der Gruppe der Teilnehmer dieses Programms gegenüber den
Nichtteilnehmern. Im neuen Lehrplan für die bayerischen Grundschulen
wurden jetzt Konzepte und Materialien von ”Klasse 2000” berücksichtigt.
Wichtige Ziele und Inhalte finden sich im Lehrplan der Fächer HSK,
Sport, Religion und Ethik wieder.
Dr. med. O. Wolze
Hersbrucker Zeitung vom Mittwoch, 23. Januar 2002
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